Neuropsychotherapie der ADHS – Paarberatung bei ADHS (und Komorbiditäten) – Intensivwoche für Fachleute
Neuropsychotherapie der ADHS – Paarberatung bei ADHS (und Komorbiditäten) – Intensivwoche für Fachleute
„Lass mich, doch verlass mich nicht – nicht mit Dir und nicht ohne Dich…“ ADHS und die verflixte Paarbeziehung! Die Beziehungszufriedenheit bei Paarkonstellationen mit ADHS (bekanntlich bleibt man „unter sich“) liegt, wie amerikanische Langzeituntersuchungen zeigten, bei 20 %, (die Trennungs- und Scheidungsrate ist komplementär). Im Erwachsenenalter kommt es immer wieder zu Konflikten, z.B. durch die „Vergesslichkeit“ für subjektiv Uninteressantes, die Tatsache, alles nur aus der eigenen Perspektive sehen zu können und alles sofort rein emotional bewerten zu müssen. Je früher ein Paar weiß, wie man mit ADHS „funktioniert“ (und über „Syndromtypisches“ auch mal gelacht werden kann!) desto besser gelingt die Beziehung. Die langjährige Erfahrung zeigt: nur sehr gute Kenntnis der neurobiologischen Hintergründe ermöglichen das funktionelle Verstehen des typischen Wahrnehmungs- und Reaktionsstils bei ADHS.
Folgend der „Spontanidee des Gehirns“ wird vermutet, interpretiert, unterstellt, „genau gewusst, weil man das Gegenüber ja kennt…“. Bei der typischen Entscheidungsschwäche fragt man den Partner, der seinerseits nur aus seiner Sicht einen Vorschlag macht, einen Ratschlag erteilt – in der Erwartung, dass das Gegenüber dies freudig aufnimmt… Aber: Unerwartetes, Neues wird immer erst mal abgewehrt (man empfindet sich sofort „fremdbestimmt“…). Obwohl viele Paare sich in vieler Hinsicht „einig“ sind, entstehen aus Kleinigkeiten heraus schnell eskalierende Streits, die schlimmer werden, wenn man aufeinander einredet, lauter wird, sich hinterherläuft, unbedingt jetzt und sofort klären will…
„Selbstsabotage“ in der Beziehung ist, sich immer wieder „aussprechen“ zu wollen, mit Vorwürfen (v.a. auch Vergangenes wieder hochkochend), der Suche nach der „Schuld“, der Rechtfertigung der Rechtfertigung. Erwartungen an das Gegenüber bestehen – werden aber selten konkret geäußert. Werden sie nicht „erfüllt“, kommt rasch Enttäuschung und Unmut auf…, oft in Kombination mit phantasievollen Unterstellungen.
Inhalte sind:
Wie in allen Kursen ist die Basis das intensive kennenlernen der neurobiologischen Hintergründe und den typischen Lerngeschichten von der frühen Kindheit an bis ins Erwachsenenalter im Kontext der Umfeldreaktionen. Nur dadurch wird eine Analyse der Konflikte und die Erarbeitung zielführender kompensierender Strategien möglich. Betroffene mit ADHS (mit und ohne Komorbiditäten) neigen auch im Erwachsenenalter dazu, zu schnell zu reagieren, zu bewerten, „rutschen auf dem Gefühl aus“, wenn eine negative Emotion angetriggert wird, empfinden Kritik sofort als Ablehnung ihrer Person (nicht einer Verhaltensweise). Komorbiditäten sind im Erwachsenenalter häufig und müssen rasch identifiziert werden. Aber auch ohne Depression z.B. ist das Selbstwertgefühl meist schon früh gering. Wenn nun in der Beziehungsgestaltung die Konflikte zunehmen, machen sich z. B. viele „klein“, wollen es v.a. dem Partner „recht machen“, werden immer unsicherer. Von einer Partnerschaft auf „Augenhöhe“ ist dann keine Rede mehr. Es geht u.a. darum, grundlegende Einstellungen der Partner kennenzulernen, „Familienmottos“ aus der jeweiligen Herkunftsfamilie, die prägend waren. Welche Rolle(n) jeder für den anderen spielt, welche Erwartungen bei jedem der Partner bestehen (mit Klärung der Frage, ob diese tatsächlich auch erfüllbar und „sozial-verträglich“ sind, wird schriftlich erarbeitet und besprochen.
Weitere Themen sind u.a.:
- Nach heftigem und intensivem „Entflammen“ wird die Beziehungsgestaltung schwierig (da vieles zunächst „übersehen“ wurde…)
- ADHS – leider das Syndrom der Missverständnisse (durch mangelnden Informationsfluss, unvollständige Informationsaufnahme, oder dadurch dass jemand einen Begriff mit ganz anderen Inhalten füllt als der Partner (z.B. für ihn bedeutet „langfristig“ 10 Jahre – für sie 1 Jahr)
- Für andere kann ein Betroffener mit ADHS alles, nur nicht für sich selbst. Er sieht jeden Fehler beim Gegenüber (benennt das auch – oder „schluckt“), erkennt jedoch z. B. eigenes Fehlverhalten, oder „schwieriges“ Modellverhalten nicht.
- Die partnerschaftliche Kommunikation wird stark beeinflusst durch die Über- oder Unterbewertung der Eigenanteile im Konflikt.
- Schwierig: sofortiges „Interpretieren“ des Gegenübers oder „Gedankenlesen“, statt Erfragen der Vorstellung des Partners.
- „Gutgemeintes“ Unterstützen oder „Helfen wollen“ entgleist leicht in „Belehrung“ oder gar „Erziehung“
- „Streit“ entsteht schnell bei unterschiedlichen Rhythmen (der eine ist früh aktiv und wach – der andere ein Morgenmuffel…), sowie bei divergenten Bedürfnissen (nach „Aktion“ oder auch Ruhe) Sichtweisen.
- Erwartungen kommen beim Partner nur an, wenn das Wörtchen „nicht“ in der Formulierung nicht (!) vorkommt.
Das Thema Sexualität ist oft konfliktbeladen mit den damit verbundenen Sehnsüchten, Erwartungen und Nöten. Bei ADHS besteht eine eigenwillige Nähe – Distanzregulierung (Körperkontakt kann nur aufgenommen werden, wenn man „darauf eingestellt ist“) und oft sehr unterschiedliche Appetenz. Eifersucht (mit Überkontrolle), aber auch „eigenwillig definierte“ Treue gefährden oft die Beziehung.
Bearbeitet werden z.B. auch „Liebesentzug“ bei Konflikten oder die Folgen sowie die Veränderung der Beziehung und der Sexualität nach der Geburt eines Kindes.
Die Fragetechnik in der Paarberatung erfolgt grundsätzlich in einem sehr wertschätzenden Kommunikationsstil. Vorläufe werden „ermittelt“. Der neuropsychotherapeutisch-verhaltenstherapeutische Ansatz (nach Grawe 2004) impliziert das Herausfinden, bei welchen der möglichen. Ansatzstellen für Veränderungen die höchste motivationale Bereitschaft besteht. Bei ADHS ist es unabdingbar wichtig, dass der Therapeut/Coach einen freundlich-positiven, optimistischen Eindruck erweckt, sich dem Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle der Partner bewusst ist und angenehme Zustände erlebbar macht (gemeinsam Lachen!). Hilfen werden erarbeitet – es muss jedoch jedem freigestellt sein, ob und was er/sie umsetzen will, wenn etwas für ihn/sie nachvollziehbar/plausibel/alltagstauglich erscheint – zu dem von ihm/ihr frei gewählten Zeitpunkt (keinerlei „Verhaltensverschreibungen“).
Die Themen kommen ausschließlich vom jeweiligen Paar – und auch nur diese werden bearbeitet. Dysfunktionale Kontrollüberzeugungen (d.h. verzerrte Denkmuster) werden mit Störungsbildteaching in wiederholten Details, Vorlauf-, Funktions- und Mikroanalyse sowie mit Reframing bearbeitet. In diesem Prozess wird von jedem Einzelnen erarbeitet, welche Rollen der Partner überhaupt spielt, welche Stärken/Ressourcen er hat, welche Erwartungen an ihn bestehen und ob diese überhaupt erfüllbar sind. Die Formulierungen konkreter Ziele ermöglicht einhaltbare Absprachen.
Im Kurs ergänzt der Umgang mit „Complicated cases and situations“ in der Paarberatung die Hilfestellung zur konkreten Umsetzung (auf einer dysfunktionalen Kontrollüberzeugung „beharren“, aus der Situation ausbrechen, in den aggressiven Widerstand gehen, etc.)
Das Seminar wird von Frau Dipl. Psych/ Dipl. Heilpäd. Cordula Neuhaus gehalten.
Ihre Rechnung erhalten Sie direkt vor Ort.
Seminarzeiten:
Mittwoch 10.00 – 18.00 Uhr
Donnerstag – Samstag 9.00 – 18.00 Uhr
Sonntag 9.00 – 13.00 Uhr
Seminarort:
Kolleg-DAT e.V.
Unter der Bleiche 18a
72525 Münsingen
Bitte beachten Sie:
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Wir benachrichtigen Sie lediglich, falls der Kurs ausfällt.
Übernachtungsmöglichkeit im Haus, Infos unter gaestehaus-amhungerberg@t-online.de oder Tel. 0151-57223240.
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