Neuropsychotherapie der ADHS – Kommunikations- und Selbstwerttraining für Fachleute — Intensivwoche
Workshop-Intensivwoche „Train the Trainer“
Als äußerst effektives Modul (v. a. auch für den Transfer in den Alltag) erweisen sich zwei aufeinanderfolgende Wochenendseminare für 12 – 20 Teilnehmer zwischen 18 und 35 Jahren oder auch ab 35 Jahren aufwärts (durchgeführt im Abstand von ca. 8 – 10 Wochen). Wie prägend, abwertend, traumatisierend die Interaktion in Familien mit ADHS sein kann, wurde in den Jahren der Durchführung dieser Seminare immer deutlicher (durch verbale und nonverbale Kommunikation).
Im Kurs werden typische Situationen für verbale und nonverbale Negativerfahrungen aufgespürt und anhand der neurobiologischen Hintergründe zum Wahrnehmungs- und Reaktionsstil bei ADHS verständlich dargestellt (einschließlich der entwicklungspathologischen Aspekte).
In der typischen Lerngeschichte zeigen sich die Anlässe für „schwierige“ Kommunikation mit anderen – die mit Basics für Kommunikation im Konflikt, mit der Verhaltensanalyse, dem Aufzeigen des „Gedankenlesens“ mit typischen Verzerrungen und Generalisierungen (mit konkreten Beispielen) mit einer speziellen aktiven Fragetechnik erfolgreich neu bewertet werden kann. Konkret geübt wird z. B. der „bessere“ Umgang mit Ärger und Frustration, sich Abgrenzen ohne zu verletzten, Ignorieren verletzender Interaktionsmuster, Annehmen von Lob/Kritik, etc.
Inhalte:
Die „psychische Pubertät“ setzt bei ADHS offensichtlich erst mit 18 Jahren ein. Über Gefühle kann zwar jetzt besser geredet werden, aber bis die Identitätsentwicklung abgeschlossen ist, verläuft das Leben oft turbulent, spannend, risikoreich.
Die Lerngeschichte ist in aller Regel geprägt durch schwierige Kommunikationserfahrung. Vorgeführt werden und Ausgrenzung wurden oft schon im Vorschulalter traumatisch erlebt.
Die entwicklungspsychopathologischen Aspekte der ADHS bringen ab der Pubertät mit sich, dass einerseits eine nur emotional-impulsive Bewertung von Menschen und Sachverhalten erfolgt, vorschnelles Interpretieren, anderen in bester Absicht helfen wollen (mit großer Enttäuschung, wenn der Rat nicht sofort freudigst angenommen wird). Dazu gesellt sich die typische Hypersensibilität und Verletzlichkeit im adoleszenten Egozentrismus, wenn alles persönlich genommen wird. Smalltalk führen zu sollen, sich vorstellen oder bewerben zu sollen führt rasch zu größter Unsicherheit (bei meist ohnehin schon seit Jahren erheblich beeinträchtigtem Selbstwertgefühl).
Die Inhalte der Kommunikations- und Selbstwerttrainings für Betroffene werden vorgestellt, die Vermittlung der Bausteine eingeübt an konkreten Beispielen. Der neuropsychotherapeutisch-verhaltenstherapeutische Ansatz (nach Grawe 2004) impliziert das Herausfiden, bei welchen der möglichen Ansatzstellen für Veränderungen die höchste motivierende Bereitschaft besteht. Es wird umgesetzt, was klar formuliert, nachvollziehbar, plausibel und realistisch alltagsbezogen umsetzbar erscheint.
Bei ADHS ist es unabdingbar wichtig, dass der Therapeut einen positiven, optimistischen Eindruck erweckt, sich dem Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle bewusst ist und angenehme Zustände erlebbar macht (gemeinsam Lachen!). Hilfen werden erarbeitet – es muss jedoch jedem freigestellt sein, ob und was er umsetzen will (keinerlei „Verhaltensverschreibungen“).
Bei reifen Erwachsenen mit ADHS (und oft mit Comorbiditäten) haben sich „dysfunktionale Kontrollüberzeugungen“ oft schon richtig festgesetzt.
Beeindruckend ist in den Familien, wie sehr auch noch reife Erwachsene von ihren Eltern „erzogen“ werden, nie „genügen“ – und bei den eigenen Kindern und Enkelkindern oft leider genauso kommunizieren, wie sie es selbst früher gehasst haben.
Seit Durchführung dieser Seminare wird klar, warum der Transfer aus den unterschiedlichen Elterntrainings oft nicht klappt, die Kontroversen in den Familien bestehen bleiben, überall Feindseligkeit „gewittert“ wird.
Nach wie vor ist es auch noch für reife Erwachsene schwierig, angemessen für sich sorgen zu können.
Im Kontext der heutigen Zeit wird an vielen Arbeitsplätzen maximale Flexibilität verlangt. Im Klartext heißt das bei ADHS, dass man schnell „überwältigt“ wird, sich blitzartig fremdbestimmt umstellen muss, unterbrochen wird (wobei es danach so mühsam ist, zum Ausgangspunkt zurückzufiden …)
Da die Hirnaktivierung auch privat nur richtig klappt, wenn man selbstbestimmt handeln kann, bei klaren Aufgabenstellungen in subjektiv herausforderndem, aber nicht überforderndem Tätigkeitsfeld, verschiebt sich die Aufmerksamkeit schnell auf „Ersatzziele“ (ich google mal schnell…). Wenn man dann im Internet ist und kein Gefühl für Zeit hat, „versackt“ man rasch …
Man kann versuchen, Versprochenes für ein Gegenüber zu erledigen, vergisst es aber nur allzu rasch, wenn man diese Erledigung subjektiv nicht für so wichtig erachtet.
Zur Entwicklung gelingender kompensierender Strategien ist wichtig, dass die Teilnehmer spüren, dass es nicht um „Ratschläge“, Pläne, Tips und Tricks geht, sondern um Erarbeitung nachvollziehbarer Hilfestellungen, die sie in ihrem Tempo zu irgendeinem Zeitpunkt anwenden können, wenn sie davon wirklich überzeugt sind (wie z.B. von konkreten Hilfen zur „Entblockierung“, Einstellungsänderungen, Rollendefiitionen, etc.)
Fast alle haben Erwartungen an ihr Umfeld, sind enttäuscht, wenn diese nicht erfüllt werden – nur wurden die Erwartungen meist nicht oder nicht vollständig und verständlich kommuniziert, „erreichen“ das Gegenüber nur, wenn sie ohne das Wort „nicht“ formuliert werden.
Das Seminar wird von Frau Dipl. Psych/ Dipl. Heilpäd. Cordula Neuhaus gehalten.
Seminarzeiten:
17. Juni – 21. Juni 2019
Montag 10.00 – 18.00 Uhr
Dienstag – Donnerstag 9.00 – 18.00 Uhr
Freitag 9.00 – 13.00 Uhr
Seminarort:
Kolleg-Dat e.V.
Unter der Bleiche 18a
72525 Münsingen
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Übernachtungsmöglichkeit im Haus, Infos unter gaestehaus-amhungerberg@t-online.de oder Tel. 0151-57223240.
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