Elterntraining ETKJ ADHS – Elterntraining für Fachleute 2023 – Workshop 1
Elterntraining für Elterntrainer – Ausbildung zum ETKJ Elterntrainer Workshop Nr. 1
Die „Basics“: Was ist ADHS? Gemäß den S3 Leitlinien werden die Kernsymptome dargestellt – die (genetisch bedingt) in unterschiedlicher Ausprägung bestehen müssen, um die Diagnostik stellen zu können.
ADHS ist der internationale wissenschaftliche Oberbegriff der beiden Subtypen (unaufmerksam-impulsiv-hyperaktiv sowie vorwiegend unaufmerksam).
Mit anschaulichem Bildmaterial werden die neurobiologischen Hintergründe erläutert. Der typische „Wahrnehmungs- und Reaktionsstil“ bei ADHS bedingt eine Funktionssteuerung, die sich von Nicht-Betroffenen deutlich unterscheidet, was ebenso visualisiert dargestellt wird. Dadurch und durch die typischen entwicklungspsycho(patho)logischen Phänomene ergibt sich von selbst, dass Betroffene mit ADHS z.B. „per se“ kreativ, innovativ, querdenkend sind, spontan empathisch und hilfsbereit – aber sich und ihre Eigenleistung nicht realistisch einschätzen können, nur spontan emotional („aus dem Bauch heraus“) entscheiden können (nicht überlegt – schnell wie Nicht-Betroffene ab dem 6. Lebensjahr).
Durch zahlreiche Beispiele wird ergänzend die typische konstitutionelle Dysregulation der autonomen Selbststeuerung bei ADHS erläutert (u.a. Nähe-Distanz-Regulierung, Schlafarchitektur, Schmerzempfinden, „Umstellungsgeschwindigkeit bei Fremdbestimmung“, etc.).
Ziel ist, verstehbar zu machen, dass Betroffene mit ADHS sich nicht „einfach so“ (durch Reifung!) anpassen können wie nichtbetroffene Gleichaltrige.
Die lebensgeschichtliche Entwicklung anamnestisch im persönlichen Gespräch genau zu erfassen ist die Grundlage der Diagnoseerstellung (ergänzt durch Fragebögen und Tests).
Die jahrzehntelange klinische Erfahrung zeigt, dass dies in Abwesenheit der Kinder und Jugendlichen nur mit den Eltern/Bezugspersonen erfolgen sollte, da die Schilderungen für die Kinder/Jugendlichen oft lediglich einem „Vorführen“ und „Bloßstellen“ gleichen (was oft traumatisch erlebt wird!). Dies gilt auch für das Abschlussgespräch. Kinder und Jugendliche werden gesondert informiert.
Elterntraining für Elterntrainer – Ausbildung zum Elterntrainer ETKJ ADHS unter Berücksichtigung des selbstbetroffenen Elternteils (manualisiert 2009 bei Kohlhammer „Neuropsychotherapie der ADHS…“
Lehrinhalte der 130 Unterrichtseinheiten á 45 Minuten:
- Symptomatik der ADHS anhand der Kriterienkataloge ICD10 und DSM V
Erläuterungen zu den Subtypen, der Prävalenz. Typische Symptome außerhalb dieser Kataloge (z.B. die emotionale Labilität/Impulsivität, das „Ausrutschen auf dem Gefühl, ohne es merken oder stoppen zu können)
Typische Ressourcen/Stärken der Betroffenen. Die klassischen Merkmale der Dysregulation der autonomen Selbststeuerung bei ADHS (z.B. Nähe-Distanz-Regulierung, Thermoregulation, Schlafarchitektur, etc.) - Ausführliche visualisierte Erläuterungen zu den neurobiologischen Hintergründen ermöglichen das funktionelle Verstehen der spezifischen konstitutionellen Neurodynamik.
- Der daraus resultierende spezifische Wahrnehmungs- und Reaktionsstil in der Interaktion mit dem gesamten Umfeld über den Lebensverlauf (anhand konkreter Beispiele) mit entsprechenden Chancen und Risiken für die seelische Entwicklung/Selbstwertentwicklung.
- Vertikale Analyse typischer Entwicklungsverläufe/Identitätsentwicklung unter besonderer Berücksichtigung der Interaktion mit dem selbst betroffenen Elternteil (im Kontext der typischen „Umfeldkorrekturen“ ihnen gegenüber.
Auswirkungen von ADHS mit den typischen entwicklungspsychopathologischen Aspekten auf die Paarbeziehung (in der Freundschafts-, Ehe-, Eltern-, Kind- Konstellation). - Ausführliche Erörterung der Diagnosestellung nach dem multiaxialen Klassifikationssystem psychischer Störungen gemäß den S3-Leitlinien unter Einbeziehung neurologischer Aspekte, differentialdiagnostischer Überlegungen sowie Comorbiditätsentwicklung bei den unterschiedlichen Ausprägungsgraden.
- Diagnostische Verfahren (metrisch, projektiv, ergänzt durch Fragebögen).
- Spezielle Darstellung des vorwiegend unaufmerksamen Typus („Träumerchen“), des hochbegabten Kindes / Jugendlichen mit ADHS, der Sucht- und Delinquenzentwicklung, der typischen Angst- und Depressionsentwicklung, der zwanghaften Überkompensation, der möglichen Entgleisung in Persönlichkeitsstörungen (Cluster B), sowie typischer zusätzlicher gesundheitlicher Aspekte, die häufig anzutreffen sind sowie Enuresis, Enkopresis, etc.
- Wirksame und Alltagstaugliche störungsspezifische Therapiebausteine. Möglichkeiten und Grenzen therapeutischer Interventionen.
- Definition und Darstellung des neuropsychotherapeutisch- verhaltenstherapeutischen Elterntrainings im Rahmen eines multimodalen ressourcenorientierten Behandlungsansatzes (inklusive Rahmenbedingungen, Zusammensetzung, zeitlichen und inhaltlichen Abläufen).
- Erläuterung und Einüben der spezifischen wirksamen Gesprächsführungstechniken entsprechend den Bedürfnissen dieses „Wahrnehmungs- und Reaktionsstils“, auch in Krisen und im Umgang mit besonderes schwierigen / kritischen Eltern.
- Erörterung des spezifisch wirksamen methodisch-didaktischen Vorgehens für die Schaffung von Akzeptanz des Störungsbilds (inklusive dafür relevanten Einstellungsveränderungen, Organisationshilfen, Etablierung spezifischer Voraussetzungen für effektives erzieherisches Vorgehen, einschließlich der Kommunikationstechniken zur verbesserten „Streitkultur“, dem „Verhaltensmanagement“ – wirksam auch im Kindergarten und der Schule (mit Rollenspielen).
- Schwerpunkt für die konkrete Umsetzung: Mikroanalyse der Vorlaufbedingungen mit Störungsbildteaching und Hilfe zum funktionellen Verstehen statt Reglementierungen mit starren Regelplänen und Punktesystemen für die spezifischen Probleme in jeder Altersstufe (Geschwisterstreit, Hausaufgaben, Essverhalten, abendliche und morgendliche Routinen, etc.)
- Hilfestellungen für die oft problematische Situation im Umgang mit Kindergarten, Schule, Behörden, Verwandtschaft, der derzeitigen schwierigen Diskussion über ADHS in der Öffentlichkeit und bei Professionellen, v.a. auch im Zusammenhang mit der medikamentösen Therapie (inklusive der Erörterung, welche Therapien wirken, welche nicht).
- Vertiefung anhand konkreten Einübens (mit Selbsterfahrung) einzelner Bausteine des Elterntrainings (Vorstellungsrunde, „Kummerrunde“, Darstellung der wissenschaftlichen Ergebnisse, mikroanalytische Problemerarbeitung, etc.) mit Nachbesprechung anhand konkreter Falldarstellungen der Teilnehmer und Erfahrungsaustausch (mit Supervision) – auch bezüglich des Umgangs mit „Complicated cases“.
- Anregung zur Netzwerkbildung und Fallkoordination;
- Die medikamentöse Therapie (Möglichkeiten und Grenzen)
Die Teilnehmer erhalten umfangreiche Unterlagen.
Nach den 4 Workshops und der Intensivwoche ist die Hospitation bei einem Elterntraining verpflichtend. Ein Supervisionswochenende dient zusätzlich danach dem Erfahrungsaustausch (auch der Erfahrung und Akzeptanz eigener Grenzen), der Vertiefung, v.a. auch bezüglich Paarkonflikten und schweren Krisen in der Schule, Lehre, etc. (18 UE).
Das Zertifikat wird ausgehändigt, wenn der Teilnehmer alle 4 Workshops und die Intensivwoche absolviert hat, hospitiert und die neurobiologischen Hintergründe in einem Kolloquium eigenständig und nachvollziehbar erläutern konnte.
Das Seminar wird von Frau Dipl. Psych/ Dipl. Heilpäd. Cordula Neuhaus gehalten.
Ihre Rechnung erhalten Sie direkt vor Ort.
Die Buchung der nachfolgenden Seminarmodule des ETKJ erfolgt über die Buchung des ersten Workshops.
Seminarzeiten:
Freitag 18.00 – 22.00 Uhr
Samstag 9.00 – 18.00 Uhr
Sonntag 9.00 – 13.00 Uhr
Seminarort:
Kolleg-DAT e.V.
Unter der Bleiche 18a
72525 Münsingen
Buchungen
Buchung für dieses Seminare ist geschlossen.